Selbstüberschätzung ist eine weit verbreitete Falle, in die wir in vielen Lebensbereichen tappen können. Ein deutliches Beispiel hierfür findet sich in der Gastronomie. Nach einem enttäuschenden Restaurantbesuch sind viele überzeugt, es selbst besser machen zu können, und träumen von ihrem eigenen Restaurant. Doch oft wird die harte Realität erst klar, wenn ihr eigenes Unternehmen bereits vor dem Aus steht.
Ähnliche Szenarien spielen sich auch auf Campingplätzen ab. Nach einem erholsamen Urlaub im Zelt oder Wohnwagen entscheiden sich manche Freizeitcamper dazu, einen eigenen Campingplatz zu eröffnen. Die Vorstellung ist verlockend: „Ich habe ja schon eine Anhängerkupplung am Auto, also kann ich auch einen Campingplatz managen.“ Doch schnell wird deutlich, dass der Schritt vom gelegentlichen Campingurlaub zum dauerhaften Betrieb eines Campingplatzes eine ganz andere Herausforderung darstellt. In den sozialen Netzwerken tauchen sogar Vorschläge von Nicht-Campern auf, wie sie einen Campingplatz führen würden.
Diejenigen, die sich in diese Abenteuer stürzen, finden sich bald ohne fachkundige Hilfe überfordert von den zahlreichen Aufgaben, die mit der Führung eines Campingplatzes einhergehen. Von der Instandhaltung der Anlagen über die Personalakquise bis hin zur Gästebetreuung – die Liste der Verantwortlichkeiten ist lang und anspruchsvoll. Vor allem der große Arbeitsaufwand darf nicht unterschätzt werden, denn wo Menschen sind, gibt es auch immer Arbeit. Sei es die Abwasserverstopfung am Sonntagabend, die Gruppe, die in der Nacht zur Ruhe gebracht werden muss, das Backen von Brötchen, die um 8 Uhr morgens verkauft werden müssen, oder die tausend anderen Herausforderungen, die täglich bewältigt werden müssen. Nicht zu vergessen sind die bürokratischen Hürden und die ständige Notwendigkeit, mit den sich ändernden Bedürfnissen und Erwartungen der Gäste Schritt zu halten.
Eine andere Situation, die sich gelegentlich ergibt, ist, wenn eine eingeschworene Gruppe von Dauercampern beschließt, den Campingplatz, auf dem sie selbst regelmäßig campen, vom Eigentümer zu pachten, um ihre Vorstellungen von Dauercamping umzusetzen. Hier wird oft ausschließlich auf die Bedürfnisse der Dauercamper geachtet, was dazu führt, dass der Campingplatz stagniert und nur noch das aufrechterhalten wird, was bereits besteht. Dies geht solange gut, bis der Investitionsstau so groß ist, dass die Sanierung das finanzielle Polster sprengt. Auch gestaltet sich die Betriebsführung durch solche Dauercampergruppen schwierig, da andere Dauercamper, die nicht beteiligt sind, sich benachteiligt fühlen und Konflikte entstehen können.
Es gibt jedoch auch Menschen, die trotz anfänglicher Herausforderungen und Rückschläge langfristig erfolgreich in der Führung eines Campingplatzes sind. Diese Personen können stolz darauf zurückblicken, anfangs vielleicht naiv gewesen zu sein, aber dennoch durchgehalten und sich durchgebissen zu haben. Sie haben aus ihren Fehlern gelernt, sich weiterentwickelt und sich den Anforderungen des Geschäfts angepasst. Letztendlich haben sie es geschafft, ihre Visionen zu verwirklichen und einen blühenden Campingplatz zu etablieren, der nicht nur ihren eigenen Bedürfnissen, sondern auch denen ihrer Gäste gerecht wird. Diese Erfolgsgeschichten zeigen, dass mit Entschlossenheit, Lernbereitschaft und einem klaren Blick auf die Realität auch große Träume Wirklichkeit werden können.
Die Moral dieser Geschichten ist klar: Selbstüberschätzung kann in vielen Lebensbereichen zu Problemen führen. Auch bei der Führung eines Campingplatzes ist es wichtig, realistisch zu sein und sich bewusst zu machen, dass die Leitung eines Unternehmens weit mehr erfordert als nur Begeisterung und gute Absichten. Wer sich dennoch auf solch ein Campingplatzabenteuer einlässt, sollte sich gut vorbereiten und bereit sein, die notwendige Arbeit und Verantwortung zu übernehmen – oder sich zumindest auf mögliche Rückschläge vorbereiten. Ich empfehle vor allem jedem, der sich in dieses Abenteuer stürzen möchte, wenigstens eine Saison von Ostern bis Oktober auf einem Campingplatz zu arbeiten, um selbst zu prüfen, ob das etwas für einen ist und ob man die nötigen Kenntnisse mitbringt oder ein entsprechendes Netzwerk um sich herum hat.
Ich kenne keinen einzigen Kollegen aus meiner Zeit als Angestellter auf Campingplätzen, der sich trotz seiner Erfahrung getraut hat, sich selbstständig zu machen.